Totenbildnis Luthers

Luther im Tode

Das signierte und auf das Jahr 1746 datierte Frontispiz des Leipziger Kupferstechers Johann Martin Bernigeroth (1713–1767) gehört zur Sammlung einiger deutschen Schriften, zu Ehren und Andenken des Todes und Begräbnisses unsers seeligen Herrn D. Martin Luthers. Es handelt sich um eine Gedenkschrift zum 200. Todestag Luthers, die in Wittenberg gedruckt wurde. Luther ist als Brustbild im Tode mit geschlossenen Augen im feinziseliertem Leichenhemd dargestellt, die Hände übereinandergelegt. Über seinem Haupt finden sich seine Namens-Initialen sowie der lateinische Hexameter „PESTIS ERAM VIVUS MORIENS ERO MORS TUA PAPA“, der übersetzt lautet ‚Lebend war ich Dein Verderben, sterbend werde ich dein Tod sein, Papst’. Rechts und links seitlich des Kopfes sind die üblichen Angaben zu Lebensalter und Sterbedatum gegeben.
Noch im Gedenkbild ist damit ein kämpferischer Impetus gegeben, entsprechend ausgeprägt gestaltete Bernigeroth die in Falten gelegte Stirnpartie und gab Luthers Zügen noch im Tod einen grimmig entschlossenen Gesichtsausdruck. Zugleich wird der Tote ganz im Sinn des 18. Jahrhunderts als Schlafender vorgestellt. Dies betont auch der beigegebene Text Gedanken bey dem vorgesetzten Kupfer des seel. Lutheri: "So sieht mein Luther aus ! der dich, Rom, überwindet, / Da ihm der letzte Schlaf die Augenlieder bindet. / Hier zeichnet zwar die Kunst, dem Leibe nach, den Mann, / Doch schade, daß sie nicht den Geist auch zeichnen kan! Er starb; ach, wie so sanft! [...]".
Vorlage für den Kupferstich war das gemalte Totenbildnis von Lucas Cranach d. J. (1515–1586), der für die Gesichtspartie wiederum auf eine Zeichnung von Lukas Furtenagel (1505–nach 1546) zurückgriff. Furtenagel hatte im Februar 1546 direkt am Totenbett gezeichnet.