Titelillustration des Gesprächbüchleins

Huttens Inanspruchnahme des Luther-Bildnisses

Früh galt Ulrich von Hutten (1488–1523), trotz seines vorzeitigen Todes, als „Held der Reformation“. Die Aufwertung und Verehrung als weltlicher Partner des Theologen Luther, die ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert erreichte, geht maßgeblich auf Hutten selbst zurück. Hutten forderte Luther im Jahre 1520 in einem öffentlichen Schreiben, der Epistola ad D. Martinum Lutherum, zu einem Bündnis und gemeinschaftlichem Handeln im Kampf gegen das Papsttum auf. Dieses angestrebte Bündnis mit Luther prägt auch Huttens antipäpstliche Satire im Gespräch büchlin, wie auf dem Titelholzschnitt ersichtlich: Dass Huttens „Pfaffenkrieg“ und sein Vereinigung mit dem Reformator göttlichem Willen entsprechen, bekunden die Halbfiguren der umwölkten himmlischen Sphäre. Zudem sind Luther in Mönchskutte und Hutten in Ritterrüstung, jeweils ganzfigurig dargestellt, durch ihre Wahlsprüche als Vertreter des göttlichen Willens bezeichnet. Die weitere Bild-Text-Parallelisierung inszeniert eine Rollenverteilung von Lehre und Kampf und begründet im gleichrangigen Nebeneinander von Luther und Hutten auch dessen Nachruhm als heroischer Vorkämpfer der Reformation.