Martin Lutherus eigentliche Abbildung und Entgegensetzung der wahren Christlichen Lutherischen Religion

Die entgegengesetzten Wege von lutherischer und römischer Kirche

Auf einer Weltgerichtsdarstellung nach Mt 25 werden die evangelische und katholische Konfession miteinander kontrastiert. Die nahezu quadratische Radierung ist in zwei Teile gegliedert, die durch eine breite Trennlinie und durch einen markanten Hell-Dunkel-Kontrast voneinander abgesetzt werden.
Das Blatt hat eine strenge Antithetik. Auf der linken Seite (und damit zur Rechten des am oberen Bildrand thronenden Weltenrichters Christus) erkennt man die dicht gedrängte Schar der Erlösten, die unter Führung Luthers auf den Gekreuzigten im Zentrum eines Strahlenkranzes zugehen. Links unten sind mit der Taufe und der personifizierten Fides, die mit ihrem attributiven Kruzifix dem in der Bibel lesenden Prediger den Weg zu Gott weist („SOLA GRATIA FIDEQVE SALVAMVR“ – „allein durch die Gnade und den Glauben werden wir erlöst“, mit Chronogramm auf das Jahr 1617), wesentliche Momente der lutherischen Konfession ins Bild gesetzt.
Während andere Darstellungen der Zwei-Wege-Bildlichkeit häufig noch Möglichkeiten vorsehen, die einmal getroffene Entscheidung für einen Lebensweg im guten oder auch schlechten Sinne zu revidieren, propagiert das vorliegende Blatt am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges eine starre Unversöhnlichkeit der konfessionellen Gegensätze.