Ein Lied erhalt uns Herr bei deinem Wort

Luther gegen Papst und Türken

Im Anschluss an den Schmalkaldischen Krieg (1546–1547) ist auf dem Blatt, das in vielen Zügen die Nähe zur Cranach-Schule erkennen lässt, in Lied und Gebet eine Bitte um göttlichen Beistand für die bedrängte evangelische Christenheit formuliert.
Der schablonenkolorierte Holzschnitt setzt das protestantische Kampflied "Erhalt vns Herr bey deinem Wort" ins Bild um, dessen erste drei Strophen von Luther und dessen zwei Zusatzstrophen von Justus Jonas (1493 –1555) stammen. Die beiden protestantischen Gruppen stehen auf zwei natürlichen Plateaus, zwischen deren jähen Abbruchkanten sich eine Senke mit einer offenen Grube erstreckt. Links sieht man unter der Führung Luthers, der auf den im Himmel thronenden Christus deutet, eine Gruppe von Reformatoren und Fürsten. In die Grube, die zwei Teufel als Höllenschlund kenntlich machen, stürzen Vertreter des katholischen Klerus und ein Türke. Die verwirrende, unruhige Darstellung dieser Szene zeugt von der Verzweiflung der heftig gestikulierenden Verdammten und steht im Kontrast zu der glaubenssicheren, gelassenen Statuarik der Protestanten. Das Blatt verdeutlicht Gnade und Heil auf der evangelischen Seite sowie Tod und Verdammnis bei den Katholiken und Heiden.
Die Lage der Protestanten nach Luthers Tod hatte sich durch die schweren militärischen Niederlagen im Schmalkaldischen Krieg bedrohlich verschlechtert. Vor diesem Hintergrund versucht das Blatt, Zuversicht zu verbreiten, die sich auf den Glauben an die göttliche Gerechtigkeit und auf die Einigkeit von Obrigkeit und Geistlichkeit stützt.