Sogenanntes Trinkglas Luthers

Luther, der Trinker

Das Bild von Luther als geselligem Tischgenossen mit einem Hang zu gutem Essen und Trinken ist im Volksmund verbreitet. Das Glas, zum einen Alltagsgegenstand, zum anderen Gabe, ist Teil einer protestantischen Erinnerungskultur, die von Sentimentalität wie Pathos geprägt ist.
Es handelt sich um ein imposantes Beispiel für ein großes Trinkgefäß aus Waldglas. Vergleichbare Stangengläser sind seit dem späten 15. Jahrhundert in adligen und wohlhabenden Kreisen beliebt, während das einfache Volk vorwiegend aus Holzbechern trank. Die Nuppen dienten neben ihrem dekorativen Zweck dazu, dass das teure Glas beim Gebrauch nicht aus der Hand glitt. Auch das maßgefertigte Etui zur Aufbewahrung hat sich erhalten.
Das Glas wurde am 28. Januar 1680 von seinem letzten Besitzer, dem Sondershausener Pastor David Nikolaus Reinhartt (1628–1682), Herzog Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel (1627–1704) überlassen, eine Schenkungsurkunde hat sich erhalten. Ob sich der Besitz des Glases bis auf Luthers Weggefährten Justus Jonas (1493–1555) zurückführen lässt, der es von Luther persönlich geschenkt bekommen haben soll, wie die Urkunde behauptet, ist fraglich.
Das Bild von Luther als trinkfreudiger Reformator wird durch Objektgeschichten fortgeschrieben: Bierkrüge, Becher und Trinkgläser haben Anteil an der Stabilität protestantischer Alltagsmythen.